Wiesbaden, 14. Juli 2015 – Das Aufhängen von Plakaten an den 200 Litfaßsäulen („Kultursäulen“) in Wiesbaden kann ganz schön teuer sein. In den letzten Jahren gab’s dazu für Kulturschaffende von der zuständigen Wall AG einen Hundert-Prozent-Zuschuss. Damit ist jetzt Schluss, künftig müssen Kulturschaffende für das Plakate-Aufhängen 25 Prozent selber zahlen. Für einen Aushang Format Din A 1 an allen 200 Säulen für 11 Tage fallen so 589 Euro an. Die Kantoren in Wiesbaden wollen das nicht hinnehmen, haben jetzt dazu einen offenen Brief an die Stadtverordnetenversammlung gerichtet. Darin heißt es: „Die Wiesbadener Kantorinnen und Kantoren bedauern zutiefst, dass ab Juli 2015 das kostenfreie Plakatieren an den ‚Kultursäulen‘ endet. Die Kirchenmusiker sehen in der Aufgabe der bisherigen Praxis einen herben Verlust für die Darstellung und Außenwirkung der Wiesbadener Kulturszene. (…) Die Wiesbadener Kantoreien werden von Seiten der Stadt nur in sehr kleinem Umfang gefördert. Ihnen ist es wie den meisten anderen freien Kulturträgern nicht möglich, die nun geforderten knapp 600 Euro für eine elftägige Werbung an den Kultursäulen aufzubringen. Die mit Druck- und Grafikerarbeiten entstehenden Kosten von 1.000 Euro sprengen die Möglichkeiten der ohnehin kleinen Etats der kirchlichen Konzertveranstalter.“ Zum Schluss der Appell: „Die Wiesbadener Kantorinnen und Kantoren fordern die politisch Verantwortlichen auf, Rahmenbedingungen zu entwickeln, die auch Kulturträgern mit kleinen Budgets Werbung im öffentlichen Raum ermöglicht.“ Kantor Christian Pfeifer von der Bergkirche hat die Auswirkungen der neuen Plakatierungs-Kosten schon zu spüren bekommen: „Wir haben jetzt das Konzert Rossini, das hätten wir plakatiert, haben das aber wegen der Kosten nicht machen können. Da war der Kartenvorverkauf deutlich schlechter. Die Marienvesper im Dezember werden wir auch nicht plakatieren können. Wir arbeiten sehr knappem Budget, können uns das nicht leisten.“
Eine offizielle Stellungnahme zum offenen Brief der Kantoren gibt es von der Stadt noch nicht. Michael Wehran, Pressesprecher der Wall AG, sagt auf Nachfrage von MEIN WIESBADEN: „Die hundertprozentige Bezuschussung war ein großes Zugeständnis von Seiten der Wall AG, welches über einige Jahre lief und nun beendet ist. Man muss auch berücksichtigen, dass es sich um eine Dienstleistung handelt, die auch Kosten verursacht. Die mit der Stadt vertraglich vereinbarte Bezuschussung von 75 Prozent bleibt bestehen.“