Wiesbaden, 26. August 2016 – Das „Spital“ am Kochbrunnenplatz schließt diesen Sonntag, 28. August, um 16 Uhr für immer die Pforten. Die Betreiber (Yours Bars Group GmbH) erklärten: „Wir haben uns nach reiflicher Überlegung entschieden, diese traditionsreiche Location abzugeben“. Sie werden sich wohl auf ihr Kerngeschäft, die Sports Bars in Wiesbaden und Frankfurt, konzentrieren. Eine Systemgastronomie („Café del Sol„) wird die Räume übernehmen. Zum Abschied darf aber im Spital mit allen lieben Gästen nochmal gefeiert werden.
Zwei große Partys sind geplant:
Heute, ausgerechnet kurz vor Schluss, wird im Spital erstmals auf zwei Ebenen gefeiert. Getanzt wird auf dem Dance Floor ab 21 Uhr zu 90er Sounds von DJ Emparé, Boris Rampersad und DJ Gil.
Insider wissen: DJ Gil heißt eigentlich Gil Leis-Eberle und hat die Party in den Genen: Seine Familie hatte in den 70ern den Wiesbadener Szeneclub Orchilodge im „Vier Jahreszeiten“-Haus an der Wilhelmstraße, aus dem nicht nur sein Plattenbestand hervorgeht, sondern auch seine Liebe zur Musik.Morgen lädt der Wiesbadener Ibo Ücel ab 22 Uhr zur letzten Sportlerparty im Spital ein. Er war der erste der dort Partys machte und ist jetzt auch der letzte. Bei ihm gilt wie immer: einmal zahlen, zwei Clubs besuchen – der Eintritt für’s „Gestüt Renz“ ist gleich mit drin. Zum Tanzen legen im Spital DJ Van Heck und Sebastian Roter Funky, RNB, Classics und Hip Hop auf.
Für einen optischen Leckerbissen sorgt eine Stripshow (auch mit männlichem Stripper für die Damen) und als besonderes Special hat sich Sänger Darnell angekündigt, der u.a. seinen Hit „Whoa“ präsentiert. Eintritt: ab 10 Euro (Infos online hier – klick).
Am Sonntag ab 10 Uhr lockt noch einmal ein Brunch im Spital, es ist aber wohl schon alles reserviert, Plätzchen finden ist Glückssache.
Nostalgiker dürfen ein bisschen in Erinnerungen schwelgen: Der Wiesbadener Architekt Wilhelm Bogler hatte 1887 bis 1890 im Stil des Historismus die Wandelhalle für Kurgäste am Kochbrunnenplatz gebaut, wo vorher ein altes Hospital stand. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil davon zerstört, später zogen Geschäfte ein.
In den 80er Jahren wurde im Gebäude am Kochbrunnenplatz 3 das Café ,,Les Arcades‘‘ durch den gebürtigen Syrer Dr. Mohamed Cheikh Dibes realisiert. Im Jahr 1999 wurde es schließlich durch seinen Sohn Khaldoun Cheikh Dibes (von seinen Freunden gerne „Halli“ genannt) übernommen und in ,,Spital‘‘ umgetauft.
2009 wurde das Spital dann im historischen Stil aufwendig von Architekt Wilhelm Würtz umgebaut. Nach dreizehn Monaten Umbauzeit wurde es im Oktober 2010 mit neuem Restaurantbetrieb auf zwei Ebenen wiedereröffnet. Damals wurde auch erstmals die Rückseite des Gebäudes samt der ehemaligen Wandelhalle komplett in den gastronomischen Bereich integriert. Der Umbau sollte die Seele des ursprünglichen Gebäudes wiederbeleben und den alten Charme mit modernen Notwendigkeiten kombinieren. So wurde beispielsweise eine aufwendige Technik mit Schallschutzmaßnahmen und eine Akustikdecke installiert.
Auf die Frage, was das Spital damals ausgemacht hat, kommt Khaldoun Cheikh Dibes ins Schwärmen: „In erster Linie war es eine eingeschworene Truppe an Mitarbeitern und Freunden aus Kindheitszeiten, die aufgrund der familiären Struktur im Laufe von wenigen Jahren eine einmalige Unternehmenskultur entwickelt und gelebt hat. ‚Spital‘ war kein reiner Arbeitgeber – eine gewisse Freiheit durfte und sollte von jedem Individuum gelebt werden“. Das wird es wohl bei den Betreibern der Gastronomiekette, die die Räume jetzt übernehmen, kaum geben.
Die Website des Spital findet man derzeit noch online hier – klick.
Text und Fotos: Peter Schmidt