Im Anschluss hielt Klimawandel-Experte Prof. Dr. Kai Niebert (36) einen launigen Vortrag zum Thema „Die Natur im Zeitalter des Menschen“. Der Professor von der Uni Zürich (Spezialgebiet Nachhaltigkeit – klick) erklärte: „Wer vor 1945 geboren wurde, hat in zwei Zeitaltern gelebt“ – die Warmzeit (Holozän) begann vor 11.700 Jahren mit der Erwärmung der Erde am Ende des Pleistozäns, das neue Zeitalter Anthropozän (Zeitalter des Menschen) wurde von Experten jetzt ab 1945 definiert.
Niebert erklärte mit schmunzelndem Blick über den Rhein: „Das Zeitalter Anthropozän wurde übrigens in Mainz geprägt“ – von Ozonloch-Entdecker und Chemie-Nobelpreisträger Paul Josef Crutzen (82). Niebert sprach außerdem über Meere voller Plastikmüll, den Artenverlust, der seit den 50er Jahren besonders stark sei, das Überangebot von Waren („Ich habe mal 261 verschiedene Deos im Regal eines Drogeriemarktes gezählt. Darunter sind welche die 48 Stunden halten. Wir kaufen Dinge, die wir gar nicht brauchen“) und Lebensmittel, die durch synthetische Dünger „300 Mal soviel Energie verbrauchen, wie sie uns bringen, wenn wir sie essen“. Niebert beantwortete freundlich Fragen, zitierte den 16. US-Präsidenten Abraham Lincoln („in schwierigen Zeiten ist es wichtig, mit der Situation zu wachsen“) und erzählte die Geschichte der Lachse, die ein Biologe untersucht hatte: „Der Lachs ist ein spannender Fisch: Er verbringt seine Jugend im Meer, schwimmt dann zum Gebirgsbach, laicht ab und stirbt. Ein Biologe wollte wissen, warum die Lachse sterben, hat sie im Gebirgsbach gefangen, markiert und zurück ins Meer geflogen. Siehe da: Die Lachse starben nicht und im nächsten Jahr waren viele markierte Lachse im Gebirgsbach. Es stellte sich heraus: Die Lachse sterben nicht, weil es programmierten Zelltod gibt, sondern sie sehen nach dem Laichen im Gebirgsbach Dichtestress, keine Nahrung, viele Artgenossen und sterben am Herzinfarkt.“ Schnunzelnd fügte er hinzu: „Ich möchte Sie ermuntern, sich dem Studium zu widmen, dem grausamen Lachstod zu entgehen und sich rechtzeitig umzuschauen“.
Zum Abschied gab’s als Überraschung dann noch Blumen für den scheidenden vhs-Direktor Hartmut Boger (63) – er übergibt am 1. Oktober die vhs-Leitung an seinen Nachfolger Philipp Salamon-Menger (37).
Es war ein sehr interessanter Abend mit einem sehr informativen Vortrag von Kai Niebert!!